Mittwoch, 10. Dezember 2014

Post-Konfetti 2

„Der Mann, dessen Vorfahren im Pleistozän den Durst und die Faulheit erfunden haben, nähert sich auf seiner Umlaufbahn unaufhaltsam dem kleinen bedeutungslosen Provinzplaneten namens B., auf dem eine seit Äonen verfluchte Rasse von Zwergen die Erbsen in der Schatzkammer des Imperators zählen muss. Ich werde deinen Kühlschrank plündern und dein Sofa schänden.“
„Ich bin kein Organspender, da meine Organe nicht mehr wiederverwendet werden können. Bei meinem Lebenswandel müsste mein toter Körper in die Sonne geschossen werden, um die Erde zu retten.“
„Generell erinnert mich die aktuelle Wirtschaftskrise an Situationen, die ich schon mit meinem Alfa Romeo dutzendfach erlebt habe. Irgendwas klappert an der Kiste, du weißt nicht, was es ist, aber du weißt auch, dass du mit diesem merkwürdigen Geräusch nicht 10.000 km weiter kommst. In der Debatte hörst du häufig nur die beiden Extrempositionen ‚Hilfe! Ich fahre nie wieder Auto‘ (linkes Lager) oder ‚Da rappelt nix, du hast doch sowieso keine Ahnung von Technik‘ (bürgerliches Lager). Ich würde in eine Werkstatt fahren und den Meister fragen, was man machen soll. Preisfrage: Wo ist die Werkstatt?“
„Baby, du hast verlernt, die Sterne in dir tanzen zu lassen. Ich habe noch folgende Möglichkeiten, um vor unserem Treffen beim Italiener Chaos zu verbreiten: a) Ich verlaufe mich und rufe heulend von irgendwo an, wo du mich abholen musst; b) Luigi interpretiert meinen Anruf, ich würde eine echte Bombe mitbringen, falsch und lässt das Lokal räumen; c) Ich entwickle im Laufe der nächsten Tage eine schwere Bardolinointoleranz.“
„Langsamkeit ist Luxus. Nicht-Erreichbarkeit ist Prominenz. Ineffizienz ist ein Spiel. Faulheit ist Vollendung.“
„Zum Geschlechterverhältnis muss man kurz und bündig festhalten: Eine Million Jahre Primatenherrlichkeit sind dahin. Was bleibt, sind Restbestände männlicher Überlegenheit wie das Öffnen von Gurkengläsern. Eine seit Jahren bekannte Methode der praktisch gewaltfreien Gurkenglasöffnung wird übrigens ängstlich vor den Frauen verborgen, um die weitere Erosion traditioneller Kompetenzen zu verhindern.“
„Story-Idee: Typ ist bei einer wichtigen Präsentation vor Geschäftsleuten. Bei einem Lacher (er denkt, er hat es geschafft …) fliegt ihm ein Popel aus der Nase. Er bekommt den Auftrag nicht und damit beginnt sein unaufhaltsamer Abstieg. (= Zufall wirft Protagonist aus der alltäglichen Umlaufbahn)“
„Hi Wiesel, habe erst jetzt deinen Beitrag auf SPON gelesen. Sehr schön, sehr pointiert. Geht aber noch schärfer: die entfesselte Exekutive erinnert an das Ermächtigungsgesetz von 1933, die Legislative und Judikative werden außer Kraft gesetzt. Merkel hat 1990 geholfen, die DDR auf dem Altar der BRD zu opfern, jetzt wird das gesamtdeutsche Schaf in die Brüsseler Knechtschaft geführt. (…) Bei Plusminus, wie ich gerade sehe, hast du ja nicht nur einen Anzug an, sondern du bist sogar GEKÄMMT. Ich habe dich noch nie gekämmt gesehen, fällt mir gerade ein. Wenn ich dich treffe, siehst du immer aus, als hätte man dich gerade hinterm Sofa vorgezogen, wo du ein halbes Jahr rum gelegen hast.“
„ So ist der Wedding: ‚Ich mag nur Kahlschnitt am Puller‘ (Frau im Kreise ihrer Kinder in einer Parkanlage zu einem Bekannten zur Frage ihrer Präferenzen).“
„Das Auto des Jahres 2100 stelle ich mir als einen fliegenden Teppich vor. Es ist aus transparentem Material und ich sitze oder liege bequem, während das Auto mich an den programmierten Ort bringt. Dabei kann ich Musik hören, einen Film sehen, im Internet surfen oder selbst fahren. Jeder beliebige Teil der Karosserie kann durchsichtig, verspiegelt oder Projektionsfläche sein – ich wähle aus. Ich unterhalte mich mit dem Bordcomputer oder mit anderen Leuten. Ich kann auch in Schallgeschwindigkeit einen Ort erreichen, aber das ist sehr teuer. Also düse ich mit den empfohlenen Reisegeschwindigkeiten durch die Welt, in der Stadt weiterhin mit 50 km/.“
„Das Märchen von Hänsel und Gretel würde heute etwas anders laufen. Die Kinder verirren sich in der Stadt, werden von einer Internetmillionärin in ihr Knusperhäuschen gelockt, wie sie mit allerlei Schleckereien inklusive Happy Pills verwöhnt werden, bis sie sich im Paradies wähnen – um dann an einen Snuff-Video-Produzenten verkauft zu werden.“ „Disziplin ist ein Kompromiss. Beschränkung im Text (inhaltlich, formal, Textlänge usw.) ist ein Kompromiss. Kompromisse sind schlecht. Welchen Gewinn bringt die Anpassung – und welche Verluste? Eigene Gedanken, eigene Sprache sind logischerweise nie populär. Angepasste Gedanken und angepasste Sprache sind erfolgreich. Erfolg ist in dieser Gesellschaft ein verlässlicher Kontraindikator.“
„Veganer sind Pflanzenmörder!“ Die Fruktarier
„Was wollte ich eigentlich? Meine Ruhe, allein sein. Keine Familie, keine Karriere. Niemand über mir, niemand unter mir, niemand neben mir. Lesen und Schreiben. Das war es. Und das habe ich bekommen.“
„Warum beten wir nicht mehr die alten Götter an? Die Götter des Zorns, des Sturms und der Liebe, die uns früher verzauberten? Stattdessen knien wir vor dem stinkenden Papiergeld, dem billigen Götzen der Gegenwart, und erhoffen uns die Erlösung mit 67 und noch mehr stinkendem Papier. Was ist los mit uns? Die alten Götter sind mitten unter uns, aber wir nehmen sie nicht mehr wahr. ‚Warum seht ihr uns nicht? Unsere Rache brennt alles nieder, unsere Güte erschafft alles neu. Aber ihr schaut ja noch nicht einmal mehr nach oben‘.“
„J. lebt immer noch auf dem Grundstück seiner Eltern, auf dem er seine Kindheit verbracht hat. Ein altes Haus auf dem Nachbargrundstück wurde gekauft, darin sitzt er jetzt. Seit Jahrzehnten denselben Außendienstjob, Single, keine Hobbys. Das Leben sei in ihm erloschen, heißt es. Seinem Bruder erginge es genauso und die Mutter sei depressiv.“
„Kein Land hat so viele Rechtsanwälte, Investmentbanker und Atomraketen wie die USA. Sie sind unschlagbar.“
„Wir brauchen Geschichten, denn wir denken in Erzählungen. Es muss eine kohärente abgeschlossene Erzählung sein, die wir selbst problemlos weitergeben können. Die ganze Bibel ist zum Beispiel in Gleichnissen und symbolischen Erzählungen geschrieben, wäre sie eine Excel-Tabelle, gäbe es das Christentum nicht. Alle Zahlen (außer den wenigen, die uns verblüffen können oder symbolische Zahlen wie ein siebenköpfiger Drache usw.), Grafiken und Tabellen stören nur. Früher reisten die Geschichtenerzähler von Dorf zu Dorf. Das Geschäft hat sich nicht geändert.“
„Warum sollten sich die Bürger Europas streiten? Weil sich ihre Politiker streiten? Das wäre doch albern. Wir geraten ja auch nicht gleich auf der Straße miteinander in Streit, nur weil sich unsere Hunde anbellen.“
„Ich glaube nicht an Homöopathie. Ich wiege über hundert Kilo – wie soll da eine Minidosis helfen? Ich brauche Medikamente in Eimern.“
„Sein Vater hat mit Tierversuchen in der Schweiz etliche Blutmillionen gescheffelt, er selbst ist ein Kleinunternehmer, der Fabrikwerbefilmchen für die Maschinenbauindustrie runterkurbelt („Der deutsche Roboter – im Felde unbesiegt“), verwandelt sich aber nach dem zweiten Glas Apfelwein zurück in den Marxisten seiner Jugend. Er wohnt in einer „Doppelhaushälfte“ (Loriot hätte allein dieses Stichwort für einen Sketch genügt) in einem Massengrab namens Wiesbaden, seine Frau - ein Waisenkind aus der Gosse, das er jesusmäßig als seine politisch korrekte Gefährtin ausgewählt hat - kämpft gegen ihren Fettarsch, die Wechseljahre, unzuverlässiges Dienstpersonal und die angeblich drohende Altersarmut, außerdem macht die neureiche Proletenschlampe die Buchhaltung und ertränkt ihre Depressionen mit Ikea-Müll. Aus einem Klassenkämpfer ist eine kapitalistische Apparatur geworden. Man muss nur eine Münze einwerfen, dann funktioniert er reibungslos.“
Nirwana – In Bloom. http://www.youtube.com/watch?v=PbgKEjNBHqM
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