Sonntag, 1. Juni 2014

Die Geschichte der Fußballweltmeisterschaft, Teil 2

1934 fand die zweite Fußballweltmeisterschaft im faschistischen Italien statt. Mussolini wollte einen glanzvollen Triumph für seine Ideologie inszenieren und hatte zahlreiche Stadien bauen lassen. Die Südamerikaner revanchierten sich für das Fernbleiben vieler europäischer Länder und schickten dem Duce nur die Mannschaft aus Brasilien und eine argentinische Amateurauswahl. Uruguay verzichtete auf die Titelverteidigung.
29 Nationen wollten einen der 16 Startplätze für das Turnier ergattern, so dass zum ersten Mal eine Qualifikation gespielt wurde. Palästina durfte mit einer eigenen Mannschaft antreten, obwohl es unter britischer Herrschaft stand. Deutschland qualifizierte sich mit einem Sieg gegen Luxemburg für die erste Weltmeisterschaftsteilnahme. Zum Viertelfinalsieg gegen Schweden in Mailand schrieb der „Völkische Beobachter“: „Zur Rückendeckung unserer Mannschaft waren zahlreiche deutsche Schlachtenbummler nach der norditalienischen Stadt geeilt, die, mit Hakenkreuzfähnchen bewaffnet, geschlossen in das Stadion einmarschierten und hier beim Erscheinen der deutschen Elf spontan das ‚Deutschland- und Horst Wessel-Lied‘ anstimmten“. Glücklicherweise endete die Siegesserie der deutschen Nationalmannschaft, die seit Hitlers Machtergreifung im Januar 1933 angehalten hatte, im Halbfinale gegen die demokratische Tschechoslowakei, so dass der Welt ein rein faschistisches Endspiel zwischen Italien und dem Deutschen Reich erspart blieb. Gastgeber Italien gewann das Turnier durch ein Tor in der Verlängerung mit 2:1.
Nach den faschistischen Propagandaerfolgen 1934 in Italien und 1936 bei den Olympischen Spielen von Berlin wollten die Nazis unbedingt die Fußball-WM 1938 ausrichten, wurden von FIFA-Präsident Rimet jedoch auf 1942 vertröstet. Aber Hitler bereitete sich dennoch professionell auf die zweite WM-Teilnahme des Deutschen Reiches vor. Drei Monate vor Beginn des Turniers in Frankreich wurde Österreich annektiert und Reichstrainer Sepp Herberger wurde beauftragt, die deutsche Mannschaft mit den hervorragenden österreichischen Profis zu ergänzen. In einem Vorbereitungsspiel unterlag diese Mannschaft im Berliner Olympiastadion jedoch England mit 3:6. „60 Millionen Deutsche spielen in Paris“ trompetete der „Völkische Beobachter“ zu Beginn des Turniers beim demokratischen „Erbfeind“. Das erste Spiel der Großdeutschen, die als einer der Favoriten galten, endete nach Verlängerung (damals 2 x 30 Minuten!) 1:1 – gegen die Schweiz! Im Wiederholungsspiel gewannen die Eidgenossen 4:2 und warfen die Truppe des Führers aus dem Turnier. „Da spielen also 60 Millionen Deutsche“, kommentierte der Zürcher „Sport“ süffisant, „uns genügen elf Spieler“. Den Titel gewannen erneut die Italiener.
Einige Jahre später wehten über den Hauptstädten aller europäischen WM-Teilnehmer, bis auf Schweden und die Schweiz, Hakenkreuzflaggen. Die beiden neutralen Staaten traten bis 1942 zu Länderspielen gegen das Deutsche Reich an, die Schweiz gewann noch im Februar des Jahres im Wiener Praterstadion, die Schweden gewannen im September im Berliner Olympiastadion. Als im November die Schlacht um Stalingrad begann, verboten die Nazis weitere Länderspiele und schickten die Spieler an die Front.
DAF - Tanz den Mussolini. http://www.youtube.com/watch?v=15ScQivK5DY

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