Freitag, 23. November 2012

Es lebe die Unvernunft

Die fünf Gegenreiche der in Mittel-Zweck-Denken und ökonomischen Gewinnhandeln befangenen menschlichen Vernunft: Das Spiel, die Kunst, die Liebe, der Rausch und der Wahnsinn. Wer sich – zumindest zeitweise – nicht in diese Territorien retten kann, dem bleiben nur Zerstörung und Selbstzerstörung. In diesen Gegenwelten verlieren wir uns, wir können die Zeit und unsere Sterblichkeit vergessen, und finden doch den Sinn, den das alltägliche Streben nach Macht, Anerkennung und Optionen – oft in seiner Afterform als banale Geldgier – nicht vermitteln kann. Wer sich in ein Musikstück versenkt, ist unter die Oberfläche individueller Verwertbarkeit abgetaucht. Wer mit Freunden durch den Wald spaziert, ist frei von zweckgebundenem Handeln. Erst diese Zweckfreiheit verleiht den Gegenreichen ihren tieferen Sinn und die Würde der Nutzlosigkeit, die im Zeitalter des destruktiv gewordenen „Vernünftigen“ und angeblich „Richtigen“ allein noch Trost spenden. Jenseits der Kommerzialisierung der Kunst, des Spiels usw. kann nur von hier aus, vom Territorium der Unvernunft, nach dem Abschied von allen revolutionären Subjekten ein neuer Geist des Widerstands entstehen. Es lebe die Unvernunft!

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