Montag, 8. Oktober 2012

Ackermanns Erbe

Eigentlich wäre die Deutsche Bank ein tragischer Fall: Keine Organisation hat in Deutschland in so kurzer Zeit einen solch rasanten Imageverlust erlitten seit der NSDAP in den frühen vierziger Jahren. Aber warum haben selbst Drogenhändlerringe und Zuhältervereine heute eine bessere Reputation und einen höheren gesellschaftlichen Stellenwert als die Finanzmafia aus Frankfurt? Weil die Banken mit ihren Verbrechen nun einmal einen wesentlich höheren volkswirtschaftlichen Schaden verursacht haben als jede andere Gruppe in diesem Land seit Ende des Zweiten Weltkriegs. So destruktiv war noch nicht einmal die SED. Seit vielen Jahren ist die Deutsche Bank regelmäßig mit ihren Straftaten auf Seite 1 der Zeitungen. Alle paar Wochen ein neuer Skandal: manipulierte Zinsen, geprellte Kunden, Betrug als System. Wäre die Deutsche Bank keine Organisation, sondern ein Mensch, würde man diesen Menschen als notorischen Verbrecher bezeichnen. Mehrfach vorbestraft, immer wieder im Gefängnis – und wenn es keine Verurteilung gab, dann einen teuren Vergleich, der wie ein Schuldeingeständnis wirkt. Niemand möchte in der Nähe eines solchen Ganoven leben, man würde die Kinder von seinem Haus fernhalten wollen. Vor zehn Jahren war diese Bank der Inbegriff der Seriosität, der Mercedes unter den Banken. Jetzt sehen wir einen kriminellen Monolithen vor uns und angeblich machtlose Politiker. Italien hat die Mafia – wir haben die Deutsche Bank.

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