Montag, 3. Mai 2010

1. Mai im Brunnenviertel

Es gibt zwei Sorten ideologisch verblendeter Menschen in Deutschland: Neoliberale und Neonazis. Gleimi, der Kobold, der unter dem Tunnel im Brunnenviertel wohnte, konnte beide nicht ausstehen. Am ersten Mai begab es sich aber, dass die Neonazis durch den Prenzlauer Berg marschierten, um andere Menschen einzuschüchtern und Zwietracht in der Stadt zu sähen. Halslose Sitzriesen mit Springerstiefeln, blasse dürre Hakenkreuzträger, kahlgeschorene Lederfetischisten, fast ausschließlich Männer, hasserfüllte Singles aus hässlichen Dörfern, Menschen, die keine Freunde fanden außer Neonazis, Verlierer, Leute, die alleine überhaupt nichts auf die Reihe bekamen. Etwa hundert von ihnen hatten sich auf ihrer Flucht vor den Gegendemonstranten in den Mauerpark verlaufen. Da kam Gleimi eine Idee. Er zog seine magische Flöte aus dem Wams, ging auf die Neonazis zu und begann, die deutsche Nationalhymne zu spielen. Dann ging er voran und die ganze Sackmilbenbrut folgte ihm brav. Er zog mit ihnen die ganze Swindemünder Straße entlang, über den Vinetaplatz, an allen Häusern vorbei. Die Menschen hatte die Fenster geöffnet, freuten sich und warfen der Nazi-Horde sogar Obst zu, dessen Haltbarkeitsdatum allerdings schon deutlich überschritten war. Und so zog Gleimi mit den Neonazis unter die Erde des Gleimtunnels, wo er sie in einen ringförmigen Gang weiter marschieren ließ. Und wenn sie nicht vor Blödheit gestorben sind, marschieren sie noch heute.